Musojam

Pflanze und Anbau

Einleitung

Die Sojabohne ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Bohne. In Japan und China beispielsweise wird sie seit langem als Nutzpflanze angebaut. Aber auch im Rest der Welt hat sie einen beachtlichen Boom erlebt, nicht zuletzt aufgrund diverser Lebensmittel- und Wirtschaftskrisen. So hat u. a. die BSE-Krise ab Ende der 1980er Jahre dringlich zur Suche nach einer eiweißreichen Alternative zur Tierfütterung geführt. Denn einer der wichtigsten Vorzüge der Sojabohne ist, dass sie einen sehr hohen Eiweißgehalt aufweist, was sie sowohl für die Futtermittel- als auch für die Lebensmittelproduktion attraktiv macht. Aufgrund des hohen Ölgehalts spielt die Bohne auch in Kosmetika, Lebensmitteln oder auch als Treibstoff eine Rolle. In Österreich hat die Bohne ein erhebliches Wachstum erlebt und ist mittlerweile die viertwichtigste Feldfrucht. So wurden in Österreich 2019 das erste Mal mehr als 200.000 Tonnen Soja geerntet. Eine globale Besonderheit dabei ist, dass der Anbau von Soja in Österreich als Futtermittel und Lebensmittel recht ausgeglichen ist.

Kulturpflanze Soja

Sojapflanzen sind Kulturpflanzen, das bedeutet, sie wurden von Menschen über einen langen Zeitraum zu Nutzpflanzen gezüchtet und kultiviert. Nur wenige Sorten werden für den Anbau genutzt, der Rest wird in sogenannten Genbanken z.B. in China, den USA und Russland aufbewahrt. In Österreich gibt es die Arche Noah in Schiltern oder die AGES-Genbank in Linz, in der eine kleine Menge an Sorten aufbewahrt wird. Sojapflanzen gehören, wie auch Lupinen, Linsen, Kichererbsen und Käferbohnen, zur Pflanzenfamilie der Leguminosen. Das heißt, Sojapflanzen sind Hülsenfrüchtler und Hülsenfrüchtler können mit bestimmten Bakterien eine Symbiose eingehen. Um diese Symbiose einzugehen, bildet die Sojapflanze an ihren Wurzeln kleine Knöllchen für die Knöllchenbakterien aus. Die Sojapflanze gewinnt bei der Photosynthese Zucker, den sie dann an die Knöllchenbakterien weitergibt und die Knöllchenbakterien geben der Sojapflanze Stickstoff. Stickstoff ist sehr wichtig für die Pflanze. Für Landwirt*innen ist dies praktisch, weil sie keinen Stickstoff düngen müssen und Menschen oder Tiere können sich über den hohen Eiweißanteil in den Bohnen freuen, der durch die hohe Stickstoffmenge aus den Knöllchenbakterien ermöglicht wird.

Zugänge zur Pflanze in Österreich

Der frühe österreichische Sojaexperte und Züchter Franz Anton Brillmayer schrieb schon 1929 in der Wiener Landwirthschaftlichen Zeitung von Anbauversuchen in verschiedenen europäischen Regionen und den Vorteilen der Sojapflanze im Einsatz als Tierfutter, Lebensmittel und Öllieferant. Auch in der aktuellen Pflanzenzüchtung stehen der Nutzen der Pflanze für Mensch und Tier durch die eiweißreiche Nährstoffverteilung in der Pflanze im Vordergrund. Die Zuchtziele und damit verbundenen Diskussionen drehen sich um Ertrag, Nutzung, Standortanpassung, biologischen und konventionellen Anbau und den Einsatz von Gentechnik, Düngemitteln und Chemikalien zur Insekten- und Unkrautvernichtung.

Gentechnik und Großkonzerne

Gentechnisch verändert oder nicht? Das ist nicht nur eine botanische und agrarpolitische Frage, sondern auch eine sozialpolitische. So waren 2019 74 Prozent des globalen Sojas gentechnisch verändert. Hauptziel dieser Veränderungen ist unter anderem sie gegen Insektizide und Pflanzengiftstoffe wie Glyphosat resistent zu machen. Dieser kann dann ohne Bedenken für die Sojapflanze versprüht werden. Die Folgen für die Gesundheit der Arbeiter*innen, Anwohner*innen und für die Umwelt sind jedoch in ihrer Tragweite kaum abzuschätzen. In der EU ist der Anbau von gentechnisch verändertem Soja verboten, der Import von Tierfutter, das aus gentechnisch verändertem Soja hergestellt wurde, jedoch nicht. Österreich hat 1997 mit dem erfolgreichen Gentechnik-Volksbegehren ein wichtiges Zeichen zur Absage an gentechnisch verändertes Saatgut gesetzt. Die Antigentechnik-Proteste waren am Anfang vor allem nationale Bewegungen und wurden erst in einem zweiten Schritt auch europäisch umgesetzt. Mit der neuen Generation der Gentechnik, wie der Genschere CRISPR, werden zukünftig neue Fragestellungen auf uns zukommen.