Volkskundemuseum Wien und Soja
Einstieg
Soja im Museum? Wie geht das denn? Und warum? Und warum im Volkskundemuseum Wien?
Das Volkskundemuseum Wien ist ein Ort, an dem auf vielfältige Weise über aktuelle Geschehnisse oder geschichtliche Prozesse nachgedacht und diskutiert wird. Anhand von Alltäglichem, Selbstverständlichem oder auch Außergewöhnlichem versuchen wir, Zusammenhänge und Beziehungen herzustellen, die zwar viele betreffen, aber womöglich nicht breit bekannt sind. Durch Zufall wurden wir auf die vielfältigen Verbindungen zwischen Soja und dem Volkskundemuseum aufmerksam und sehen seitdem überall Soja. Seit 2018 nehmen wir Soja in den Blick und nähern uns seinen kulturellen, sozialen, ökonomischen, ökologischen, sensorischen, gustatorischen (Be)Deutungen auf diversen Wegen. Das Projekt Soja. Wissen – Gesellschaft – Stadt des VKM lotet Möglichkeiten der Darstellung in einem gegenwartsbezogenen Kultur- und Gesellschaftsmuseum aus.
Als einen Weg der Darstellung und Aushandlung nutzen wir nun diese Online Ausstellung, die sich vor allem als Stichwortgeberin und Weiterdenkanregung versteht. Wir freuen uns, wenn sie dazu animiert, genau über jene Fragen nachzudenken, die auch uns bei der Erstellung angeleitet haben: Welche Rolle spielt Soja in unserem Leben? Warum ist Soja für jede*n von uns relevant? Was kann ich mit Soja über Gesellschaft aussagen und erzählen? Was hat Soja mit Macht und Ungleichheit zu tun?
Fassade, Stadt, Erinnern
Das Gartenpalais Schönborn, in dem sich das Volkskundemuseum Wien seit 1917 befindet, liegt mitten in der (bildungs/bürgerlichen) Wiener Josefstadt. Das Haus (und das Museum) präsentiert sich – schon in die Jahre gekommen – der Stadt und ihren Bewohner*innen zur Laudongasse hin über seine barocke Fassade. Nicht nur in den Ausstellungsräumen lässt sich Geschichte und ihr Verhältnis zur Gegenwart nachvollziehen, sondern auch über seine Fassade. An ihr ist – im wahrsten Sinne des Wortes – abzulesen, wofür dieses Haus steht, woran es erinnern möchte, was und wer sichtbar sein bzw. gemacht werden soll. An dieser Fassade sind zwei Gedenktafeln angebracht – die Anfrage zu einer dritten hat das Soja-Projekt am Volkskundemuseum Wien ins Rollen gebracht. Auf dieser Tafel sollte es um den ersten Rektor der Hochschule für Bodenkultur und „Soja-Pionier“ Friedrich Haberlandt gehen.
Was wir mit Soja machen
Volkskunde? Was soll das sein? Und was hat denn bitte ein Volkskundemuseum heute zu Soja zu sagen? Seit Jahren erproben wir Wege, wie wir aktuelle Themen dar- und vorstellen können. Dabei stützen wir uns auf die historischen Sammlungen und Bestände des Hauses ebenso wie auf die kulturanalytischen, historisch fundierten und museologisch informierten Zugänge jenes akademischen Faches, das heute Europäische Ethnologie, Kulturanthropologie oder Empirische Kulturwissenschaft – und nicht mehr Volkskunde – heißt.
MuSOJAm orientiert sich dabei an den Ideen eines relationalen Museums – es setzt Soja also in Beziehung und Verhältnis: zu Geschichte und Gegenwart, zu Gegenständen und Ideen, zur (an)gebauten wie unbewohnten Umwelt, zu Stadt und Land.
Was Soja mit uns macht
Seit Frühjahr 2018 beschäftigen wir uns nun bereits mit Soja. In den drei Jahren haben wir herauszufinden versucht, wie, mit wem und mit welchem Ziel über Soja nachgedacht werden kann. Wir haben viele spannende Menschen und Zugänge kennengelernt. Und wir haben selbst einiges ausprobiert. Vieles davon lässt sich auf unserem Soja-Blog nachlesen.
Unser Ziel war es, mit Soja neue Wege zu gehen und das ganze Museum – das Gebäude, den Garten, die Räume, die Themen, die Dinge und auch die Menschen – miteinzubeziehen. Das hat auch bei uns so manches ausgelöst und neue Verbindungen hergestellt. Mit Soja denken wir über verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit und sozialer wie demokratischer Verantwortung in Museen allgemein und auch am Haus selbst nach.
Von Anfang an waren wir am Volkskundemuseum Wien von der Bewegung und den Zielen von Fridays for Future fasziniert. Als Museum diskutieren, sammeln und präsentieren wir Klimawandel und Klimakrise nicht nur, sondern wir wollen sie auch aktiv bekämpfen. Gemeinsam mit anderen engagierten Museen (zunächst in Wien) haben wir uns ab September 2019 zu Museums for Future zusammengeschlossen und uns die letzten Jahre virtuell und auf der Straße an Demos beteiligt. Auch international hat sich eine aktive Museums for Future-Gruppe gebildet.
Weiterführendes
Projekt Soja. Wissen – Gesellschaft – Stadt am Volkskundemuseum Wien: www.volkskundemuseum.at/soja
Schausammlung des Volkskundemuseum Wien: www.volkskundemuseum.at/schausammlung
Soja-Blog des Volkskundemuseum Wien: www.musojam.blog
Nachhaltigkeit am Museum: www.volkskundemuseum.at/nachhaltigkeit
Blog-Eintrag Sustainable Development Goals: www.musojam.blog
Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen: www.sdgs.un.org/goals
Museums for Future International: www.museumsforfuture.org
Manfried Welan: Rede zum 120. Geburtstag der Universität für Bodenkultur im ehemals Graf Schönborn’schen Palais in der Laudongasse am 1. Oktober 1992. In: ÖZV 1993, S. 49ff.: www.volkskundemuseum.at/onlinepublikationen
Margot Schindler, Hanno Loewy, Christian Goldstern, Konrad Köstlin: Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Freundinnen und Freunde, Gönnerinnen und Gönner des Museums und des Vereins für Volkskunde Ansprachen anlässlich der Enthüllung am 1. März 2013, Österreichisches Museum für Volkskunde. In : ÖZV 2013, S. 312ff.: www.volkskundemuseum.at/onlinepublikationen